Bis in die 60er-Jahre waren Bergsteiger auf Seile aus Hanf angewiesen. Doch die Hanfstricke waren nicht nur dick und schwer, sondern haben zu allem Übel weder viel noch lange gehalten!
Heutige Kletterseile sind deutlich robuster und können sehr viel mehr: Sie werden mit Hilfe einer Kernmantelkonstruktion aus Polyamid gefertigt. Der Kern des Seils besteht dabei aus verflochtenen Fasern, die von einem Mantel umgeben sind, der zum Schutz vor Beschädigung dient.
Die UIAA (Union Internationale des Associations d'Alpinisme)hat die Mindestfestigkeitswerte der heute in Deutschland erhältlichen Seile genormt, und seitdem müssen Seile wirklich eine Menge aushalten! Mit positivem Effekt: Zwischen 1983 und 2008 wurden im gesamten deutschsprachigen Raum nur acht Seilrisse dokumentiert. Die Mehrzahl davon im alpinen Gelände bei Stürzen, bei denen das Seil über scharfe Kanten lief.
Welche Seiltypen gibt es? Und wann brauche ich was?
Im Bergsport gibt es drei unterschiedliche Seiltypen: Einfachseil, Halbseil und Zwillingsseil.
Je nachdem, wo und wie Sie unterwegs sind, gibt es für die Seile unterschiedliche Verwendungszwecke:
Einfachseile
Einfachseile kommen meist in der Halle oder im Klettergarten zum Einsatz. Die Reißfestigkeit ist ausreichend, um den Sturz einer Person zu halten. Der Name suggeriert es bereits, das Einfachseil wird als Einzelstrang verwendet. Der Handel bietet Durchmesser zwischen 9,5 und 11mm an. Je dicker das Seil, desto reißfester, aber logischerweise auch schwerer wird das Seil (ca. 55 bis 75g/m). Achten Sie beim Kauf auch darauf, ob Ihr Sicherungsgerät die Durchmesserzahl toleriert. Ein Beispiel: Das alte Grigri von Petzl blockiert nicht mehr vollständig bei Seilen mit einem kleineren Durchmesser als 9,8mm. Für das Grigri 2 gibt Petzl Seildurchmesser von 8,9 bis 11mm an.
Einfachseile werden in den Standardlängen 50, 60 und 70m angeboten.
Halbseile
Halbseile werden häufig für Hochtouren, Gletschertouren und im Alpinklettern eingesetzt. Die Seile sind dünner (7,8 bis 9mm) und leichter (ca. 38 bis 48g/m), dafür aber auch weniger stabil, als Einfachseile. Daher verwendet man die Halbseile immer paarweise im Doppelstrang (also zwei Seile!).
Der große Vorteil bei der Verwendung der Halbseile besteht darin, dass Ihnen beim Abseilen eine doppelt so lange Abseillänge zur Verfügung steht. Ein Beispiel: Wenn Sie die beiden Halbseile miteinander verknoten, stehen Ihnen bei einem 60m-Seil, auch 60m Abseillänge zur Verfügung. Bei einem 60m-Einfachseil wären es dagegen nur ca. 30m! Ein weiterer Vorteil liegt in der Redundanz. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Seile durch Steinschlag oder Scharfkantenbelastung beschädigt oder durchtrennt werden, ist äußerst gering!
Auch die Halbseile gibt es in den Standardlängen 50, 60 und 70m.
Zwillingsseile
Zwillingsseile sind noch etwas dünner (7 bis 8mm) und leichter als die Halbseile. Auch hier müssen Sie immer zwei Seile parallel benutzen, die Verwendung nur eines Strangs ist nicht möglich. In der Praxis kommen sie heute nur noch sehr wenig zum Einsatz.
Seilart | Wofür? | Durchmesser | Gewicht | Vorstieg | Nachstieg |
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Einfachseil | Sportklettern (Halle, Klettergarten draußen) Eisklettern | 9,5 - 11mm | ca. 55 - 75 g/m | Einfachstrang | Einfachstrang |
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Halbseil | Hochtouren, Gletschertouren, Alpinklettern | 7,8 - 9 mm | ca. 38 - 55 g/m | Doppelstrang | Doppelstrang |
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Zwillingsseil | Alpinklettern | 7 - 8 mm | ca. 38 - 45 g/m | Doppelstrang | Doppelstrang |
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